Predigt to go: Jubelt 03.05.2020

http://nathanael.kirchekoeln.de/wp-content/uploads/2020/05/gelber-Raps-scaled.jpgPredigt to go: Jubelt 03.05.2020

Sonntag Jubliate 2020

3. Sonntag nach Ostern, Jauchzet Gott, alle Lande, Lobsinget zur Ehre seines Namens, rühmet ihn herrlich! Psalm 66

Dieser Psalm gibt das Thema für den heutigen Sonntag vor: Jubelt!
Es ist der dritte Sonntag nach Ostern, wir werden österlicher Freude erinnert, doch das fällt uns in diesem Jahr schwer.

Jeden Tag müssen wir so viele Dinge neu entscheiden. wir merken es gar nicht, aber abends sind wir müde und verstehen es manchmal nicht. Von morgens bis abends ungewohnte Situationen.

Homeoffice oder Homeschooling- beides gleichzeitig geht kaum.

Aufstehen und anziehen? Wozu wenn man den ganzen Tag das Haus nicht verlässt.

Oder jetzt doch endlich mal jemand treffen, kann man zu zweit mit anderthalb Metern auf einer Parkbank sitzen? Kann man sich auch zu viert treffen 2 x 2 mit genügend Abstand?  Korrekterweise nicht. Aber die Boulespieler, die zu einer großen Gruppe zusammenstehen, die machen das, die setzten doch unserer Freiheit auf´s Spiel! Oder bin ich neidisch?

Doch mal einen Kaffee to go, aber dann im Plastikbecher?  Corona und/oder Nachhaltigkeit? Fernsehen oder aufräumen? Zoomkonferenz oder Telefon, so geht das den ganzen Tag, und abends ist man müde und wenn man dann zu viele Nachrichten geguckt hat, kann man nicht einschlafen.

Jubelt! Lobet den Namen Gottes!

Ja, vielleicht sollten wir es einfach mal ausprobieren.  Welches ist ihr liebstes Loblied?

Großer Gott wir loben dich oder Laudato si? Oder etwas ganz Anderes? Den Lobliedern ist gemeinsam, dass sie so richtig geschmettert werden, man steht gerade, man hebt den Kopf, man atmet tief ein und singt lauthals heraus. Jubelt!

Wenn Ihnen nicht zum Jubeln ist und sie singen trotzdem ein Jubel-Lied, dann verändert es einen, natürlich krempelt es unserer Laune nicht komplett von negativ auf positiv, aber es gibt eine Ahnung, so könnte es sein. Und wir spüren, da könnte vielleicht noch mehr sein, … Jubeln in österlicher Freude, diese war ja auch eine Freude nach dem großen Schrecken, da musste sich der Jubel auch erst langsam die Bahn brechen.  Aber er hat seinen Weg gefunden, der Jubel, …                                      Ihre Pfarrerin Reinhild Widdig

Gebet

Keinem von uns ist Gott fern, sagt Paulus, in unserem Alltag spüren wir oft nichts davon Gott, wir kreisen um uns selbst, lassen uns einreden, wir müssten uns verbessern, verschlanken, optimieren, und schneller oder sportlicher werden. Und in der Coronakrise auch alle Krisen meistern, im Haushalt, in der Gemeinschaft, die noch übrig ist, in der Einsamkeit…

Bei dir Gott, dürfen wir uns aufgehoben und angenommen wissen, auch wenn wir heute nicht jubeln wollen oder wenn wir nur ein klein wenig singen wollen, wir spüren, hier dürfen wir aufatmen,

Gott, begegne uns barmherzig, damit wir anderen barmherzig begegnen können. Amen

Positive Gedanken: ES KÖNNTE SEIN…

Es könnte sein, dass in Italiens Häfen die Schiffe für die nächste Zeit brach liegen, … es kann aber auch sein, dass sich Delfine und andere Meereslebewesen endlich ihren natürlichen Lebensraum zurückzuholen dürfen. Delfine werden in Italiens Häfen gesichtet, die Fische schwimmen wieder in Venedigs Kanälen!

Es könnte sein, dass sich Menschen in ihren Häusern und Wohnungen eingesperrt fühlen,
… es kann aber auch sein, dass sie endlich wieder miteinander singen, sich gegenseitig helfen und seit langem wieder ein Gemeinschaftsgefühl erleben. Menschen singen miteinander!!! Das berührt mich zutiefst!

Es könnte sein, dass die Einschränkung des Flugverkehrs für viele eine Freiheitsberaubung bedeutet und berufliche Einschränkungen mit sich bringt,… es kann aber auch sein, dass die Erde aufatmet, der Himmel an Farbenkraft gewinnt und Kinder in China zum ersten Mal in ihrem Leben den blauen Himmel erblicken. Sieh dir heute selbst den Himmel an, wie ruhig und blau er geworden ist!

Es könnte sein, dass die Schließung von Kindergärten und Schulen für viele Eltern eine immense Herausforderung bedeutet,…es kann aber auch sein, dass viele Kinder seit langem die Chance bekommen, endlich selbst kreativ zu werden, selbstbestimmter zu handeln und langsamer zu machen. Und auch Eltern ihre Kinder auf einer neuen Ebene kennenlernen dürfen.

Es könnte sein, dass unsere Wirtschaft einen ungeheuren Schaden erleidet,… es kann aber auch sein, dass wir endlich erkennen, was wirklich wichtig ist in unserem Leben und dass ständiges Wachstum eine absurde Idee der Konsumgesellschaft ist. Wir sind zu Marionetten der Wirtschaft geworden. Es wurde Zeit zu spüren, wie wenig wir eigentlich tatsächlich brauchen.

Es könnte sein, dass dich das auf irgendeine Art und Weise überfordert, … es kann aber auch sein, dass du spürst, dass in dieser Krise die Chance für einen längst überfälligen Wandel liegt,
– der die Erde aufatmen lässt,
– die Kinder mit längst vergessenen Werten in Kontakt bringt,
– unsere Gesellschaft enorm entschleunigt,
– die Geburtsstunde für eine neue Form des Miteinanders sein kann,
– der Müllberge zumindest einmal für die nächsten Wochen reduziert,
– und uns zeigt, wie schnell die Erde bereit ist, ihre Regeneration einzuläuten, wenn wir Menschen Rücksicht auf sie nehmen und sie wieder atmen lassen.

Wir werden wachgerüttelt, weil wir nicht bereit waren es selbst zu tun. Denn es geht um unsere Zukunft. Es geht um die Zukunft unserer Kinder!

Tanja Draxler, österreichische Therapeutin und Beraterin