Osterpredigt

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Predigt to go Ostern 2020

Fällt Ostern aus?
Nein,  Ostern findet statt, immer und immer wieder….
Auch in diesem Jahr, ganz anders als gewohnt, aber Ostern ist nicht tot zu kriegen.

Vielleicht wird es dieses Jahr ruhiger, vielleicht sitzen uns Angst und Schrecken im Nacken, vielleicht sind wir deprimiert, dass es nicht so ist wie sonst.
Wir sind damit ganz nah an dem ersten Ostern, von dem der Evangelist Markus berichtet.
Deprimierte Frauen gehen zum Grab, sie sind traurig und verschreckt, aber sie wollen tun, was sie als notwendig erachten, nach dem Grab sehen, den Leichnam salben. Aber sie machen sich Sorgen, wer wälzt uns den Stein weg?
Schon von Anfang ein sinnloses Vorhaben, aber sie geben nicht auf, sie gehen erstmal hin.
Und der Stein ist nicht da, nur jemand der ihnen sagt: „Jesus ist auferstanden, geht und sagt es seinen Jüngern.“  Der letzte Satz heißt dann: „Sie flohen von dem Grab, denn Zittern und Entsetzen hatten sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas.“

So endete das Markusevangelium ursprünglich. Ganz offen. Entsetze Frauen, die keinem was erzählen?
Das scheint ganz normal, wenn man etwas so anders vorfindet als erwartet.
Die Frauen sind also gar nicht voller Osterfreude, sie hüpfen nicht singend und lachend nach Hause.

Ostern in diesem Jahr, auch ein sinnloses Unterfangen? Weil so vieles ausfällt?
Die Besuche bei Verwandten, die Ostergottesdienste, das Osterlachen, die Ostereiersuche?
Nein, auch wir machen uns auf, gucken was geht?
Videotelefonie, Fernsehgottesdienste?
Und dann sehen wir, Ostern, fällt nicht aus, Ostern findet immer statt, wenn Menschen aneinander denken, füreinander da sind, auch mit Abstand.
Wir spüren, dass die Liebe stark ist, sie findet neue Wege: ein Brief, ein Päckchen oder Ostersteine.
Steine, die an den Stein vor dem Grab erinnern, dieser Stein, war plötzlich gar nicht das Problem, er war weggerollt, und die Frauen hören, Jesus ist auferstanden.
Sie waren erschrocken.
Auch wir sind erschrocken, verstört, aber Ostern findet trotzdem statt.
Und die Botschaft hat sich verbreitet, obwohl das Evangelium so endete. Es ist ein spannender Schluss, der sofort die Fantasie anregt, haben sie nicht doch irgendwann was erzählt. Warum wissen wir das heute dann alles? Die Menschen damals haben diesen Schluss nicht ausgehalten, und so hat etwas später, jemand das Evangelium einfach weitergeschrieben. Unechter Markusschluss heißt das in der Theologensprache. Aber es musste ja noch angefügt werden, was Wichtiges passiert war.

Jesus selbst erscheint weiteren Menschen. Nochmal der Maria von Magdala, doch ihrem Bericht wird nicht geglaubt, dann zwei anderen Jüngern, auch ihnen wird nicht geglaubt und dann den verbliebenen elf Jüngern. Diese glauben es schließlich und erzählen in seinem Auftrag die Geschichte weiter.

Also trotz allem und gerade deswegen
Ostern findet statt!
Die Liebe findet ihre Wege,
auch ganz neue Wege, dann erblüht das Leben…

Pfarrerin Reinhild Widdig