Ökumenischen Kreuzweg

http://nathanael.kirchekoeln.de/wp-content/uploads/2020/04/Station1_kl.jpgÖkumenischen Kreuzweg

Willkommen zum Ökumenischen Kreuzweg der Jugend ICON!

Die Fotos dieses Jugendkreuzwegs zeigen Ikonen; das sind Bilder, die man auf den ersten Blick erkennt. Ikonen werden besonders in der christlich-orthodoxen Konfession verehrt.

Auf der Ikone stehen einige Buchstaben, die sagen, um wen es sich handelt, und auch der Gesichtsausdruck der Personen ist immer gleich. Es soll nicht um eine Verehrung dieses Bildes oder der Malkunst, sondern um die dargestellte Person gehen, um die Geschichte, für die sie stehen und um die Botschaft, die die Ikone damit für uns hat.

Alle Farben, Landschaften oder Gebäude haben eine symbolische Bedeutung, die auf die Personen und diese Botschaft hinweist. Wenn du die Ikone betrachtest und dich auf sie einlässt, gewinnst du Verbindung zu dieser Botschaft und den Personen.

Etwas Spezielles an Ikonen, das wirst du sofort entdecken, ist die Farbe des Hintergrundes: Er leuchtet goldfarben, weil Gold aus sich selbst heraus strahlt; es symbolisiert Gottes Licht, das in unsere Welt strahlt. Gottes Gegenwart ist immer erfahrbar.

Die Ikonen dieses Kreuzweges sind dabei etwas Besonderes: Sie zeigen Stationen des Kreuzweges von Jesus Christus – sehr ungewöhnlich für Ikonen. Trotzdem ist auch hier der Hintergrund goldfarben: Selbst diese schrecklichen Leiden sind in das Licht der Auferstehung und des Lebens getaucht. Auch hier ist Gott.

Auf Englisch heißt Ikone Icon. Icons aber sind auf andere Weise allgegenwärtiger Teil unseres Lebensalltags: Wir kennen sie als grafische Symbole, als Emojis oder Piktogramme, die auf dem Smartphone oder dem Computer und an vielen Orten und auf Schildern in unserer Welt zu finden sind. Sie dienen der Kommunikation, geben z. B. eine Information, einen Weg- oder einen Handlungshinweis – und sie sind an möglichst jeden gerichtet. Sie sind auf das Wesentlichste reduziert, ihre Botschaft aber ist umfangreich. In diesem Punkt berühren sich Ikonen und Icons: Es geht um die Botschaft, die aus ihnen und aus ihrer Betrachtung hervorgeht, um die Wirklichkeit, die hinter beiden liegt und durch sie zu uns spricht.

Im Ökumenischen Jugendkreuzweg ICON gehören zur Ikone jeder Station auch zwei Icons. Eines ist ein Kreuz-Icon, das den Text zur Deutung der Ikone auf eine Frage oder Botschaft verdichtet.

Das zweite ist ein Lebens-Icon, das aus der Alltagswelt stammt und den Text zur Lebenswirklichkeit heute verdichtet. Beide Icons bilden eine Brücke, die dafür steht, dass der Kreuzweg Jesu, von dem die Ikonen erzählen, auch durch unsere Welt führt, mitten hinein in dein Leben. Denn Gott hat dich als Sein Ebenbild geschaffen. Deshalb heißt dieser Kreuzweg ICON.

Der Blick geht nach vorne und alles scheint möglich, ein neuer Anfang und wir brechen auf. Das, was uns belastet und das, was wir lieben, lassen wir los und vertrauen darauf: Die Sonne geht auf. Die Sonne geht unter. Das Morgenlicht leuchtet weiter in uns.

Station 1: Jesus wird zum Tode verurteilt

Bibeltext Und sie schrien: Kreuzige ihn! Kreuzige ihn! Doch der Richter Pilatus sprach: Ich finde keine Schuld an ihm. Da schrien sie wieder: Er muss sterben! Kreuzige ihn! Und sie setzten den Richter unter Druck. Darum fragte Pilatus: Jesus, wer bist du? Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich freizulassen oder zu töten? Da sagte Jesus: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre.

Heute: Du hast es genau gesehen: Max hat die üble Sauerei nicht begangen. Du weißt, wer es war, nämlich einer der vier Hasstypen aus der Parallelklasse. Aber die behaupten dreist: Der Max warʼs.

Höhnisch zeigen sie mit dem Finger auf ihn. Und Max kann sich nicht wehren. Er wird zur Rechenschaft gezogen und muss dafür zahlen. Er ist unschuldig, du weißt es. Aber du hältst lieber die Klappe, weil du Angst vor den vier hast und sie dir alles Mögliche angedroht haben, wenn du mit der Wahrheit rausrückst.

„Es ist ungerecht, aber was habe ich damit zu tun?“, denkst du. Check, Haken dran, und Abgang.

Gebet

Jesus, Du warst wahrhaft stark. Gib uns die Kraft, zur Wahrheit zu stehen, für sie einzustehen und anderen beizustehen, wenn Unrecht geschieht und sie uns brauchen. Amen.

Impulsfragen

Wie reagierst du, wenn andere mit dem Finger auf dich zeigen?
Machst du mit, wenn alle mit dem Finger auf einen anderen zeigen? Würdest du Nachteile in Kauf nehmen, um einem anderen Menschen zu helfen? Welche?

Station 2: Jesus fällt unter dem Kreuz

Bibeltext  Pilatus ließ Jesus mit der Geißel auspeitschen und lieferte ihn den Soldaten aus. Diese schlugen ihm ins Gesicht, sie verspotteten ihn und spuckten ihn an.Die Soldaten legten Jesus das Kreuz auf und trieben ihn zur Schädelstätte. Auf dem Weg verließ Jesus die Kraft, und er fiel unter dem schweren Kreuz.

Heute: Ständig online, öffentlich präsent, immer deine Meinung am Start. Gut so, du stehst zu dem, an das du glaubst. Aber das ist nicht einfach, oder? Einfach so offen deinen Glauben posten, sogar von einer „Freundschaft zu Jesus“ erzählen? Und dann kommt ganz viel „Daumen runter“, nein, nicht nur bei dir, überall, auf alles, was mit Jesus und Glauben zu tun hat. Manches hirnlos, anderes seelenlos. Und dann noch die Hater, unvermeidlich: weil es viel leichter ist, etwas oder jemanden runter zu machen, als sich zu etwas zu bekennen. Jeder Hasskommentar wie ein Peitschenhieb. Also doch lieber schweigen, sogar von dem, der alles für dich gibt?

Respekt für deine Vernunft! Oder tatsächlich alles riskieren und verletzt werden? Respekt für dein Rückgrat! Beides nicht einfach, keine Musterlösung in Sicht. Aber die Frage nach deiner Haltung bleibt!

Gebet

Jesus, Du hast Stand gehalten. Wir bitten Dich, lass uns durchhalten, wenn unser Weg schwer wird, lass uns innehalten, wenn wir uns verrennen, lass uns zu Dir halten, weil Du zu uns hältst. Amen.

Impulsfragen

Wurdest du schon einmal gedemütigt? Was brauchst du, um auf den Beinen zu bleiben? Du verehrst jemanden? Wie wird das deutlich?

Station 3: Jesus wird an das Kreuz genagelt

Bibeltext  Und sie kreuzigten ihn.

Heute: Tod durch Kreuzigung: Diese Grausamkeit ist für uns heute kaum mehr vorstellbar. In West-Deutschland ist die Todesstrafe seit 1949, in der damaligen DDR seit 1987 abgeschafft.

Und doch gibt es noch immer viele Länder auf der Erde, die nach ihrer gültigen Rechtsordnung schwere Vergehen mit dem Tod bestrafen. Oft resultieren solche Urteile dazu aus politischer Willkür oder Diskriminierung Andersdenkender, Anderslebender oder Andersgläubiger.

Auch die Todesstrafe für Jesus vor 2000 Jahren war ein Mord. Aus christlicher Sicht ist jede Todesstrafe menschenverachtend, lebensverachtend und gottesverachtend. Gott allein ist der Herr des Lebens.

Gebet

Jesus, Gewalt, Mord und Tod gehören bis heute zu unserer Welt. Wir bitten Dich um Kraft für den Widerstand gegen das Töten, um Mut zum Schutz des Lebens und darum, dass Dein Reich komme. Amen.

Impulsfragen

In welchen Situationen hast du dich schon mal für andere eingesetzt, wenn Unrecht geschehen ist? Gott, der Herr des Lebens – auch am Anfang und am Ende des Lebens? Wer ist der Herr deines Lebens?

Station 4: Jesus stirbt am Kreuz

Bibeltext Und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: „Eloï, Eloï, lema sabachtani?“ Das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Dann hauchte er den Geist aus. Da riss der Vorhang im Tempel in zwei Teile von oben bis unten. Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn. Es waren auch Frauen waren da, darunter Maria.

Heute:  Jesus gab sich hin. Für dich. Er ist bei dir. Immer.

Gebet

Jesus, Du bist gestorben, wie ein Mensch stirbt, Du hast Deinen Lebensatem ausgehaucht. Du hast Dich für uns hingegeben. Du bist das Zeugnis von Gottes großer Liebe zu uns und unserer Welt. Du bist Gottes Sohn. Lass uns im Herzen erkennen, was Du für uns getan hast. Und was Du für uns tust. Amen.

Impulse

Tag und Nacht bitte ich Dich um Hilfe, doch die Antwort bleibt aus. Bitte bleib nicht fern von mir. Wo immer Du bist, bitte hol mich hier raus. Hol mich hier raus!
Düster wie große Wolken am Himmel ziehn sie über mich her. Auch die Erde bebt und schwankt, erschüttert wie ich. Und mein Herz, tonnenschwer, brach, kahl und leer. Gott, wie oft hast Du mich schon getröstet? Ich bin dankbar dafür. Du warst immer da. Ganz gleich, ob Freude, ob Leid, es will singen in mir, singen von Dir.

Station 5: Jesus wird vom Kreuz abgenommen

Bibeltext  Joseph ging zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam Jesu. Dann nahm er ihn vom Kreuz ab.

Heute: Bist du schon einmal mit dem Tod in Berührung gekommen? Es kann seltsam sein, bei jemandem zu sein, den du noch ganz lebendig vor Augen hast, und nun ist diese Person tot. Schon wenn ein Haustier stirbt, bist du in so einer seltsamen Situation. Noch einmal anfassen? Noch einmal streicheln? Selbst hinaustragen? Es ist unglaublich schwer zu fassen, wenn ein Mensch stirbt, den du lieb hast. Die Liebe hört mit dem Tod nicht auf. Sie verändert sich nur, und sie lehrt, dass es gut ist, wenn wir mitten im Leben sorgsam und zärtlich miteinander umgehen.

Gebet

Jesus, Du hast die Menschen geliebt. Deine Liebe hilft uns in den schwersten Momenten, auch in der Trauer, auch im Tod. Hilf uns, Jesus, dass wir leben und lieben. Amen.

Impulsfragen

Wo bist du mit dem Tod in Berührung gekommen?
Wie war das für dich? Was war schwierig? Was hat dir dabei geholfen?
Was erzählen dir andere von ihren Begegnungen mit dem Tod?

Station 6: Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

Bibeltext Zusammen mit wohlriechenden Salben umwickelten sie Jesus mit Leinenbinden. Sie legten ihn in eine Grabkammer, die in einen Felsen gehauen war, und in der noch niemand bestattet worden war.

Heute: Du stehst auf dem Friedhof und kannst es noch nicht fassen. Der Sarg ist verschlossen. Liebevoll mit Blumen geschmückt. Er wird ins Grab gesenkt. Endgültig. Deine Freundin, mit der zusammen du so viel erlebt hast, lebt nicht mehr.

Dir bleiben nur noch gute Erinnerungen. Es ist schwer, das auszuhalten. Aber tief in dir ist eine Sehnsucht: Dass trotzdem nicht alles zu Ende ist. Vielleicht stimmt es ja doch, was du vorhin bei ihrem Trauergottesdienst in der Kirche gehört hast: Dass mit dem Tod nicht einfach alles aus ist. Weil es Jesus gibt. Du kannst die Hoffnung in deinem Herzen spüren wie einen sanften goldenen Glanz im Dunkeln.

Gebet

Jesus, Du bist uns nah, wenn wir zusammen nach Dir fragen, zusammen das Leid ertragen, zusammen Hoffnung haben. Dafür danken wir Dir. Amen.

Impulsfragen

Deine Freunde und dich – was hält euch zusammen?
Was ist eigentlich der Tod aus deiner Sicht? Was gibt dir Hoffnung? Wer? Wie?

Station 7: Jesus steigt in die Unterwelt

Bibeltext Jesus Christus sagt: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?

Heute: Der Tod ist nicht das Ende, auch nicht der Schmerz, ein Fehler oder dass Menschen unterdrückt leben. Und auch die Sünde, die Einsamkeit und die Angst haben nicht das letzte Wort. Sie müssen nicht einmal Teil dieser Welt bleiben. Du bist frei! Und in deinen Händen liegt diese Welt: Das ist das Geschenk Jesu an dich, das ist Seine Liebe und Seine Freundschaft mit dir. Setz dich ein gegen jede Unfreiheit, kämpfe für Gerechtigkeit, Frieden und echte Freiheit der Menschen in unserer Welt und deines eigenen Herzens. Vergib, liebe, lebe: werde ein Bild der Freundschaft mit Jesus. Jesu Kreuz ist das Symbol Seiner Liebe – und deiner. Trag sie weiter, das ist der Sinn.

Gebet

Jesus, Deine Liebe gilt uns. Mit Deiner Liebe haben das Dunkel, die Einsamkeit und der Tod keine Macht mehr. Wir sind frei. Mit Dir zu leben, heißt zu lieben. Bei Dir zu sein, heißt zu leben. Amen.

Impulsfragen

Du bist als Gottes Ebenbild geschaffen. Was ist von Ihm zu sehen, wenn man dir begegnet? Fühlst du dich Gott gerade eher fern oder nahe? Warum? Schon mal gewagt, Jesus als bestmöglichen Freund in deinem Leben zu haben?